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Im Jahr 2012 wurde das Grab mit der Urne von Josef Reinhard und mit weiteren bestattenen Familienmitgliedern in Burladingen als Denkmal eingeweiht.
Doch der Bürgermeister und sonstige Mitglieder der Stadtverwaltung blieben fern, während die Regierungsvizepräsidentin zugegen war.
Warum das Famileingrab zur Gedenkstätte erhoben wurde
Der Burladinger Josef Reinhardt war einer der vielen Sinti und Roma, die Opfer grausamer medizinischer Experimente von NS-Ärzten wurden. Der 31jährige war 1944, nachdem er aus dem Außenlager Cochem (KZ Bruttig-Treis) wieder ins KZ Natzweiler verbracht worden war, Opfer unmenschlicher Versuche, bei denen er bewusst mit Fleckfiebererregern infiziert und Giftgasversuchen ausgesetzt war. Wie vier der anderen "Versuchspersonen" einer solchen "Versuchsreihe" hatte er durch ein dadurch ausgelöstes Lungenödem einen qualvollen Tod erleiden müssen. Seine Frau (für die Behörden: Lebensgefährtin) Elise Zulie und die beiden gemeinsamen Kinder wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet und haben kein Grab.
Die feierliche Einweihung
Am 17. Oktober 2012 wurde das Grab mit der Urne von Josef Reinhard um 11.30 Uhr in Burladingen von Pfarrer Konrad Bueb als Denkmal eingeweiht. Feierlich wurde eine erklärende Inschrift enthüllt. Zahlreiche Familienmitglieder, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma Romani Rose, Regierungsvizepräsidentin Grit Puchan, ein Vertrter des Landesvorstands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN-BdA) und Vertreter der Medien waren hierbei zugegen.
Doch Bürgermeister Harry Ebert und sonstige Mitglieder der Stadtverwaltung blieben fern.
Dissonanzen, Hindernisse
Nach der in der lokalen Presse geschilderten Darstellung von Irmgard Winter-Reinhard habe die Stadtverwaltung zuvor - auch mit mehreren Bußgeldbescheiden - die Räumung des Grabes gefordert, dessen Ruhezeit laut Friedhofsordnung abgelaufen war, auch als sie sich damit gegen das mittlerweile eingeschaltete Regierungspräsidium stellte, und ein Zwangsverfahren eingeleitet. Ungeachtet einer Gesetzesinitiative, die das Ziel hat, die Gräber von Sinti und Roma, die im Dritten Reich in Konzentrations- und Vernichtungslagern waren, grundsätzlich in den Status von Denkmälern und Gedenkstätten zu erheben, sei die Stadt Burladingen unnachgiebig geblieben. Das Staatsministerium des Landes Baden-Württemberg habe danach zusammen mit dem Regierungspräsidium Tübingen in einer Einzelfallentscheidung erwirkt, dass das Grab unter Denkmalschutz steht. Drei Jahre zuvor; 2009, war das Grab von Elisabeth Reinhard, die Auschwitz-Birkenau überlebt und dort ihr Baby verloren hatte, und ihres Ehemanns Xaver Reinhard aufgehoben worden. Bürgermeister Harry Ebert gibt zur Haltung der Stadtverwaltung und zu seinem Fernbleiben auch auf Anfrage im Gemeinderat keine Stellungnahme ab.
Der Artikel hierzu von Klaus Stopper: "Grab von Josef Reinhard ist Denkmal", in: Schwarzwälde-Bote, 17.10.2012, beginnt so:
"Burladingen. An die Ermordung von Sinti im Dritten Reich erinnert seit gestern ein Denkmal in Burladingen. Auf dem Grab mit den sterblichen Überresten von Josef Reinhard wurde eine Plakette
enthüllt. Bemerkenswert: Die Stadt schickte keinen Vertreter..." Weiter lesen? Hier klicken! Weitere
Zeitungsbeiträge sind hier und hier zu ersehen. Ein Kommentar von Hardy Kromer in der
Hohenzollerischen Zeitung findet sich hier. Der
Zentralrat Deutscher Sinti und Rioma hat zwei Tage vor dem Festakt eine Pressemitteilung zu
diesem Denkmal herausgegeben.
Zitate(1):
Die Wälder um Burladingen als Versteck
Auch Angela Reinhardt, die als Sinti-Kind in der Mulfinger St. Josefspflege überlebte, gehörte mit ihrem Vater Franz Reinhardt und dessen Lebensgefährtin Appolonia Krämer zu den Sinti, die sich wie Josef Reinhard und andere Sinti-Kinder ab 1939 jahrelang in den Wäldern um Burladingen versteckten, um den "Festsetzungserlass" zu umgehen und der Sterilisation und der "Deportation" zu entgehen.
Wer ist auf dem Grabstein und der Hinweistafel genannt?
Adolf und Kreszentia (Creszenz) Reinhard geborene Hoffmann, die auf dem Grabstein genannt sind, sind die Eltern von Josef Reinhard. Adolf Reinhard (Jahrgang 1894) ist in Durlach geboren und war
evangelisch. In Emerfeld verheiratete er sich mit Kreszentia Reinhard geb. Hoffmann (Jahrgang 1888), die katholisch war. Bei der kirchlichen Trauung in Emerfeld konvertierte Adolf Reinhardt zum
Katholizismus. Sie begründeten das Familiengrab.
Weiter ist auf dem Grabstein Martina Reinhard (Jahrgang 1911) genannt, eine der Schwestern von Josef Reinhard, und Georg Reinhard (Jahrgang 1929), einer seiner Brüder. Friedrich Reinhard
(1932-1994), sein jüngster Bruder, hat in der Nähe ein eigenes Grab, er versteckte sich als Kind erfolgreich in den Wäldern um Burladingen vor den NS-Häschern. SIe alle wurden in der NS-Zeit
verfolgt. Josef Reinhards Frau bzw. Lebensgefährtin Elise Zulie und ihre zwei gemeinsamen Kinder sind in Auschwitz-Birkenau ermordet worden und haben kein Grab. Sie sind auf dem Grabstein nicht
genannt, wohl aber in der bei der Einweihung als Denkmal feierlich enthüllten zusätzlichen Inschrift. Das Grab ist auch Ruhestätte von Johanna Reinhard (Jahrgang 1950), der im Jahr 1955 im zarten
Kindesalter verstorbenen Nichte Josef Reinhards.
Symbolik
Adolf Reinhardt lebte vom Pferdehandel, Geigenbau und Handel mit Musikinstrumenten. Als er 1950 starb, hatte er noch ein Pferd und einen schönen Wohnwagen. Ein Zimmer war voll mit Musikinstrumenten: Geigen, Gitarren, Mandolinen, Zither.
Die Lieblingsgeige seines Vatres, von der er sich nie getrennt hatte, die er im Alter von 16 Jahren geschenkt bekommen hatte, legte sein Sohn Friedrich samt Geigenkasten und Zubehör mit ins Grab, wie auch die zusammengeschlagenen anderen Instrumente.(Interner Vermerk Lolo/Märza!: 106)
Ob das eingravierte Hufeisen mit Peitsche und die kleine Geige daran erinnern?
Text und Fotos: Manuel Werner, Nürtingen, Stand: 18. Juni 2013, alle Rechte vorbehalten!
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Quellen:
Als Informationsgrundlage dieses Beitrages dienten die verlinkten Presseartikel und Stellungnahmen, ergänzt durch eigene Recherchen.
(1) Die Zitate von Maria Winter-Jordan, Romani Rose, Grit Puchan, Konrad Bueb und Irmgard Winter-Reinhard wurden entnommen aus: Hardy Kromer (?): Ewige Ruhestätte für die Reinhardts. Unter Denkmalschutz steht jetzt die Grabstätte der Burladinger Sinti-Familie Reinhardt, die von den Nazis verfolgt wurde. In: Hohenzollerische Zeitung vom 17.10.2012, Onlineverision. Das Zitat von Arnold Roßberg stammt aus der Pressemitteilung des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma vom 15. Oktober 2012.
Lolo Reinhardt (sic!): Überwintern