Unterrichtshilfen zum Thema "Sinti und Roma"

a) Zu dem Beitrag über Anton Köhler auf unserer Website gibt es bereits viele Tipps für Unterricht und Jugendarbeit.

b) Zu dem Beitrag "Kindheitserfahrungen" auf unserer Website:

 

  • Wie mag Peter Reinhardt sich als kleiner 6.-Kässler jedes Mal vorgekommen sein, wenn sein Lehrer ihn nach vorne holte und sagte: "Ruhe! Peter, mach dei Gosch uff! Da, gucket dem seine Zäh' an! Das sind Zähne! Der hat noch nie a Zahnbürste gesehen! Das ist ein Naturvolk! Das ist a primitives Volk, das ist gutes Erbmaterial. Der muss seine Zäh' net putzen, aber ihr!' Beim Weglaufen hat er meistens mein Ohr vorgezogen und geguckt: 'Na ja, g'wäscha hascht di ja!"?
  • "Wenn ich morgens reing'laufe bin in die Schule, dann fragte ich mich, holt er mich heut' wieder?" Mit welchem Gefühl geht man da in die Schule?
  • Was hatte sich Peter Reinhardt wohl gedacht, als sein Lehrer auf seine Äußerung hin, "dass meine Leut' auch im KZ waren ... antwortete: 'Halt dei Gosch, des interessiert hier net!'"? Was dachten sich wohl seine Eltern und Verwandten, wenn er ihnen das erzählte? Wie musste das auf sie wirken? 
  • Inwiefern haben solche Erlebnisse mit Schlussfolgerungen zu tun wie denen, mit denen Peter Reinhardt die Überlebenden der Sinti beschreibt: "Ihre Lebenserkenntnis war: ‚Wir sind, egal wo, der Dreck!‘ Das hat sie gelähmt. In Stuttgart haben sie erlebt, dass sie dem Kommissar Scheufele im Hotel Silber, Dorotheenstraße, wiederum begegnen müssen, der da gearbeitet hat bis zu seiner Pension. Meine Leut‘ waren diesen Menschen immer noch ausgesetzt. Wir haben unsere Trauer allein leben müssen. Das jüdische Volk durfte laut trauern. Für uns gab es niemand. Wir haben allein trauern müssen. Unsere Alten sind dahin, sie sind weggestorben, vorbei. Ihnen hätte es geholfen, wenn einer ihnen zugehört hätte. Aber sie blieben alleine in ihrer Trauer, ohne dass man sie rehabilitiert hätte.“"
  • Was meint Peter Reinhardt damit, als er sagte "Wenn wir Sommerferien hatten, dann sind wir auf die Reise gegangen... Wenn da mehrere Familien gemeinsam gereist sind und wir viele Kinder waren, dann fühlte man sich nicht mehr anders! Das Gemeinschaftsgefühl ließ einen stark werden. Meine Haare waren ja rabenschwarz, und im Juni hab' ich Farb' angenommen wie ein" Schwarzer? Wann fühlten sich die betreffenden Kinder offenbar anders? Welche Auswirkungen kann solche Ausgrenzung haben? Gibt es das auch in unserer Zeit? Wie kann man dem entgegenwirken? 
  • Lies den Beitrag über die Mitschüler von Peter Reinhardt! Charakterisiere den Lehrer, den Rektor, die Mitschüler! Wieso hat es Peter Reinhardt so getroffen, dass seine Wahl zum Klassenprecher in der 8. Klasse zunächst anulliert wurde?
  • Lies den Beitrag über die Ärzte! Was war gut an ihnen? Was war verletzend? Wieso wohl kamen die anderen Ärzte nicht "zu Reinhardts"?

c) Interaktives Angebot zu Angela W. geborene Reinhardt für Jugendliche: Klick mich!

e) Interaktives Angebot zur Amalie Schaich geborene Reinhardt, die mit Anton Köhler nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurde: Klick mich! (Den - kurzen - in englischer Sprache gesprochenen Einführungstext dort kann man auch mit "Skip" überspringen, die folgenden interaktiven Inhalte sind in deutscher Sprache!)

e) „Zigeunerweib, hat man vergessen, Dich durch den Ofen zu lassen?“

 

Im Januar 2013 war die Beerdigung der Reutlingerin Maria Winter geborene Reinhardt. Sie war 92 Jahre alt geworden und hatte lange im so genannten „Zigeunerhäusle“ am heutigen Zentralen Busbahnhof gelebt. 1943 waren ihre Eltern und vier ihrer Geschwister ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau „deportiert“ und dort vergast und verbrannt worden. Zu dieser Zeit war Maria Winter 23 Jahre alt gewesen. Ihr Mann hatte das KZ Dachau überlebt. In der Reutlinger Metzgerstraße hatte Maria Winter jahrzehntelang ein kleines Antiquitätengeschäft geführt.

Ihre Enkelin Dolores Winter, die Filialleiterin in einem Reutlinger Bekleidungsgeschäft ist, erzählte in einem Gespräch mit dem Reutlinger Generalanzeiger, „dass das Thema Diskriminierung längst nicht überwunden sei. Krass“ sei „die ‚Begrüßung‘ der Großmutter vor einigen Jahren durch einen biederen Reutlinger Bürger“ gewesen: "‚Zigeunerweib, hat man vergessen, Dich durch den Ofen zu lassen?‘ Dolores Winter hat den Mann angezeigt. Ohne Ergebnis: Anwesende, die den Vorfall miterlebt haben, wollen nicht als Zeugen herhalten, wollen nichts gehört haben. Bitter, bitterer vielleicht, sind die vielen kleinen Erlebnisse, die auch Dolores Winter dünnhäutig gemacht haben: die Lehrerin, die sich dabei erwischen lässt, dass sie hinter den Namen der Kinder den Vermerk ‚Zigeuner‘ gemacht hat. Der Stadtbüttel, der dies als Ursache fürs Fehlverhalten beim Parken ausmacht...“

 

Vgl.: Andrea Glitz: Aufgewachsen im »Zigeunerhäusle«, in: Reutlinger Generalanzeiger vom 05.01.2013, Onlineversion, abgerufen am: 18. Juni 2013

Dolores Reinhardt wird zitiert nach: ebda. 

 

  • In welchen Jahren handelte der von Dolores Reinhardt geschilderte Vorfall?
  • Wie findest Du das Verhalten der „Zeugen“?
  • Wie findest Du es, dass Dolores Winter sich als Sintiza outet?
  • Welche Wirkungen kann es haben, wenn im Fernsehen oder in Zeitungen und Zeitschriften Roma und Sinti immer nur oder sehr oft im Zusammenhang mit Bettelei, Kleinkriminalität, Migrationsbewegung nach Deutschland thematisiert werden, dies aber nur eine sehr kleine Minderheit innerhalb der Minderheit betrifft, oft auch Menschen, die keine Roma sind, aber als solche attributiert werden, die überwiegende Mehrheit aber so lebt wie Dolores Winter, die Filialleiterin in einem Bekleidungsgeschäft ist und deren - wie bei Sinti allgemein - deutsche Sinti-Vorfahren über Jahrhunderte in Deutschland leben? Was wäre dagegen zu tun?
  • Was wäre, wenn im Polizeibericht bei jedem Delinquenten dabei stehen würde, dass er Bayer, oder Friese, oder Hesse, oder Schwabe, oder "Sudetendeutscher" oder Däne sei? Weshalb wohl wird das nicht gemacht?

f) Sehr empfohlen:

 

  • Buch: Michail Krausnick: Auf Wiedersehen im Himmel. Die Geschichte der Angela Reinhardt, Würzburg (Arena-Verlag) 2005 (2. Auflage 2009), empfohlenes Lesealter: 14 - 17 Jahre, geeignet ab Klassenstufe 8.
    "Ich finde das Buch wirklich hervorragend, vor allem, weil es für unsere Arbeit im Schul- und Bildungsbereich von Nutzen sein wird..., zumal ja immer noch ein eklatanter Aufklärungsbedarf zu unserer Geschichte besteht."
    Daniel Strauß, Verband deutscher Sinti und Roma
     
  • Film: "Auf Wiedersehen im Himmel", Spieldauer: 40 Minuten, Deutschland 1994 (Regie: Romani Rose und Michael Krausnick)
    Der Film kann vorbereitend hier angesehen werden. 

g) Zu dem thematisch mit dem Schicksal von Anton Köhler zusammenhängenden Buch von Michail Krausnick "Auf Wiedersehen im Himmel" gibt es eine sehr empfehlenswerte Unterrichtsbearbeitung des Arena-Verlags mit zwölf Arbeitsblättern, Buch wie Unterrichtsbearbeitung sind für Kinder und Schüler ab Klasse 8 entwickelt.

 

Hier klicken, dann öffnet sich die PDF der Unterrichtserarbeitung! 1,37 MB

 

h) Zu Karl Stojka (Jahrgang 1931), der das "Zigeunerlager Auschwitz" überlebte, dort aber unter anderem seinen Bruder Ossi "verlor", gibt es eine empfehlenswerte PDF, die auch beeindruckende Bilder enthält, die Karl Stojka dazu gemalt hat:

 

Hier klicken, dann öffnet sich diese PDF! 1 MB

i) Ein ausgezeichneter Text zum Thema Vorurteile gegenüber Sinti und Roma ist:

 

Michail Krausnick: "Null problemo": Hier klicken!

j) Hervorragende Vorschläge und Materialien, thematische Aspekte und Bausteine zum Thema "Antiziganismus - Alltagsrassimus" für Unterricht und Jugendarbeit hat Andreas Hoffmann-Richter zusammen gestellt, der schon lange im AK Sinti/Roma und Kirchen tätig ist. Sie können von der Website des Pädagogisch-Theologischen Zentrums in Stuttgart heruntergeladen werrden.

 

Hier klicken! (40 Seiten, 187,03 KB)

k) Literaturempfehlungen der "Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft" zum Thema "Sinti": hier klicken!

 

 

Die pädagogischen Tipps hierzu sind noch keineswegs optimal, Verbesserungsmöglichkeiten und andere Vorgehensweisen sind sehr willkommen!

Bislang zusammengestellt von Manuel Werner, Stand: 26. Februar 2014