Im Sommer 1889
wurde Karl August B. als viertes Kind seiner Eltern Georg Christian und Christina B., geborene H., in Freudenstadt geboren. (1)
Im Herbst 1889
zog die Familie nach Oberndorf/ Neckar. (1)
Im Jahr 1897
kam die Familie nach Nürtingen. (1) Sie wohnte hier in der Kirchheimer Vorstadt. Karl B.’s Eltern starben 1930 und 1938 in Nürtingen. (2)
Im August 1914
wurde Karl B. als Ersatz-Reservist ins Grenadier-Regiment 123 einberufen. (6)
Im Jahr 1915
heiratete er, der Kaufmann von Beruf war, in Nürtingen eine Frau aus der Schwarzwälder Heimat. Im Jahr 1916 wurde dem Paar hier eine Tochter geboren. (5)
1917 zog die junge Familie nach Stuttgart. (5)
Im Jahr 1920
wurde in Stuttgart die Ehe „wegen Geisteskrankheit des Ehemannes“ geschieden. (5)
Seit Frühling 1922
hielt sich Karl August B. als Pflegling in der Landesfürsorgeanstalt Reutlingen-Rappertshofen auf. (2)
Am 27. September 1940
wurde er nach Grafeneck deportiert und dort am selben Tag getötet. (4) Bei diesem ersten Transport aus Rappertshofen wurden 62 Patienten in „zwei der berüchtigten grauen Busse“ abgeholt. In der Regel war es so, dass in den sechs deutschen Vergasungsanstalten alle Patienten am Tag ihrer Ankunft getötet wurden. Einen Ausflug hatte man den Bewohnern von Rappertshofen versprochen, ist überliefert – auch, dass sich die meisten darauf gefreut hatten. Nicht alle „durften“ mitfahren! (3 S. 27)
Lt. einer Statistik wurden im Monat September 1940 in Grafeneck mehr als 1.200 Menschen vergast, im Jahr 1940 waren es insgesamt etwa 10.000 Menschen. (7)
Der 18. Oktober 1940
in Brandenburg/ Havel sind sein offizielles Todesdatum und Sterbeort. Diese Daten sind im Familienbuch dokumentiert. (1) Um Nachforschungen von Angehörigen zu unterbinden, gehörten systematische Täuschungsmanöver und Verfälschungen von Ort und Zeitpunkt der Ermordungen zum Alltag in den Tötungsanstalten. Nicht nur die Opfer selbst, sondern auch die Erinnerungen an sie, sollten gründlich ausgelöscht werden.
Die Landesfürsorgeanstalt Rappertshofen, die über 350 Plätze verfügte, beherbergte Ende Dezember 1939 in ihren beiden „Schwachsinnigen-Abteilungen“ 65 Frauen und 61 Männer. Von diesen 126 Menschen wurden 73 Männer und Frauen in Sammeltransporten nach Grafeneck „verlegt“ und dort getötet. Der erste Abtransport aus Rappertshofen fand am 27. September 1940 mit 62 Patienten statt, der zweite am 19. November 1940 mit 11 Patienten (3 S. 26f). Ende des Jahres 1940 belief sich die Zahl der noch in den beiden sogenannten „geschlossenen Abteilungen“ sich befindenden Kranken auf nur noch 37. Die verbliebenen Heimbewohner wurden entweder auf andere Stationen verteilt oder in die staatliche Heil- und Pflegeanstalt Zwiefalten verlegt. Über das Schicksal der nach Zwiefalten verlegten Kranken ist nichts Näheres bekannt. In den Jahren zwischen 1941 bis 1945 betrug die Sterblichkeitsrate dort aber zwischen 17 und 45 Prozent (3 S. 34).
Quellen:
Text: Anne Schaude, Nürtingen, alle Rechte vorbehalten! Stand: März 2014
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