Im Jahr 1878
wurde Luise Marie I. als elftes Kind ihrer Eltern Jakob Friedrich und Maria Magdalena I. in Zizishausen geboren. Elf Tage nach ihrer Geburt wurde sie in Oberensingen evangelisch getauft. Ihr Vater starb 1913, ihre Mutter 1928.
Am 27. September 1940
wurde Luise Marie von der Fürsorgeanstalt Reutlingen-Rappertshofen nach Grafeneck deportiert. Dieses war der erste von zwei Transporten, die im Herbst 1940 von Rappertshofen aus durchgeführt wurden. Mit dabei an diesem Tag war eine weitere Nürtingerin, die, wie Luise Marie I., direkt am Ankunftstag in Grafeneck grausam getötet wurde. In der Regel war es so, dass alle Patienten am Tag ihrer Ankunft in den sechs deutschen Vergasungsanstalten starben. Einen Ausflug hatte man den BewohnerInnen von Rappertshofen versprochen, ist überliefert – auch, dass sich die meisten darauf gefreut hatten. Nicht alle „durften“ mitfahren!
Luise Marie I. war 62 Jahre alt geworden.
Der 7. Oktober 1940
war, lt. Familienbuch, der Todestag von Luise Marie I. in Grafeneck. An diesem Tag fand aber kein Transport von Rappertshofen nach Grafeneck statt. Man kann davon ausgehen, dass aufgrund von Täuschungsmanövern ein falsches Sterbedatum beurkundet wurde.
In den letzten Jahren gibt es Bestrebungen, auf den Standesämtern in den Orten der damaligen Tötungsanstalten diese falschen Sterbeurkunden für ungültig erklären zu lassen, damit Neubeurkundungen vorgenommen werden können. Noch gibt es keine bundeseinheitliche Regelung. Trotzdem gilt folgende Aussage:
„Eine korrekte Beurkundung der Euthanasie-Sterbefälle entspricht nicht nur dem Wunsch der Angehörigen, sondern sie ist auch ein ethisches Gebot, indem sie die von den Standesämtern nach 1945 ungewollt fortgesetzte Verschleierung der Gasmorde durch Sterbeurkunden mit falschen Daten beendet und damit den Opfern ein Stück ihrer Menschenwürde zurückgibt.“
Quellen:
Text: Anne Schaude, Nürtingen, Oktober 2013
Zitiervorschlag: Anne Schaude (2013): „Einen Ausflug hatte man ihnen versprochen - von Rappertshofen nach Grafeneck deportiert: Luise I.", in: Website der Gedenkinitiative für die Opfer und Leidtragenden des Nationalsozialismus in Nürtingen: http://ns-opfer-nt.jimdo.com, abgerufen am: 22. Oktober 2013.
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