Vom Todeszeitpunkt und deren erreichtem Alter her fielen möglicherweise weitere Nürtinger den Krankenmorden und der „wilden Euthanasie“ zum Opfer:
Die Initiative ist an weiteren Informationen zu deren und zu weiteren unbekannten Nürtinger Euthanasie-Schicksalen interessiert.
Hintergrundinformation:
In Weißenau Patienten „abgespritzt“ – Frau Dr. Fauser
Ein großer Teil der Weißenauer Stammpatienten kam aus dem Stuttgarter Raum und Tübingen, da in den 1920er und 30er Jahre viele Patienten von der Nervenklinik Tübingen und vom Bürgerhospital Stuttgart nach Weißenau verlegt worden waren. (S. 107f) Mehr als 690 Patienten wurden zwischen 1940 und 1941 von Weißenau aus nach Grafeneck transportiert und dort ermordet. Die Staatliche Heilanstalt Weißenau war, im strengen Sinn, selbst keine Tötungsanstalt, doch wurden dort ab 1941 Patienten, zumeist durch Medikamente, getötet. (S. 14) Forcierte Aushungerungsmaßnahmen wurden in Württemberg und Baden nicht bekannt, doch scheint festzustehen, dass zum Beispiel auch in Zwiefalten und Weißenau Patienten von einzelnen Ärzten mit Medikamenten getötet wurden. (S. 105)
Was die Todesfälle in der Heilanstalt Weißenau betrifft, so war der Anstieg 1940 und in den folgenden Kriegsjahren seit längerem bekannt. (S. 108) Dort soll die Rolle von Frau Dr. Fauser (Anm. AS: Vorname Meta, siehe auch "Todesspritzen in Zwiefalten") Gegenstand von Gerüchten und Vermutungen gewesen sein. Sie habe Patienten „abgespritzt“, wurde gemunkelt. Für Zwiefalten gab sie dies in einigen Fällen zu und wurde deshalb 1949 im Grafeneck-Prozess verurteilt. Tötungen schwerkranker Patienten in Weißenau räumte sie 1947 vor dem Untersuchungsrichter in Freiburg ein. So soll in Weißenau im ersten Halbjahr 1940 ein doppelter Anstieg der Todesfälle bei den weiblichen Patienten, im Verhältnis zu den Männern, festgestellt worden sein. Bei diesen Frauen war Frau Dr. Fauser als Oberärztin tätig, bis sie im Sommer 1940 nach Zwiefalten versetzt wurde. Im Jahr 1940 starben zum Beispiel in Weißenau mehr als 1.300 Patienten (Anzahl ohne die „Verlegungen“ nach Grafeneck), 1942 waren es 612 Patienten. (S. 108f)
Quelle:
Hrgb.: A. Schmauder, P.-O.- Schmidt- Michel, F. Schwarzbauer, Erinnern und Gedenken, Das Mahnmal Weißenau und die Erinnerungskultur in Ravensburg, UKV Verlagsgesellschaft mbH, Konstanz 2007, ISBN: 978-89669-625-0
Text: Anne Schaude, Stand: Dezember 2013, alle Rechte vorbehalten!