"Zwischen Romantisierung und Rassismus"

Das Bild, das sich die meisten Zeitgenossen von Sinti und Roma machen, stimmt allermeist nicht und ist meistens nicht auf persönliche Kenntnis gegründet.

 

In aller Regel herrschen stark negativ geprägte Vorurteile vor, die man als Antiziganismus zusammen fasst.

 

Im Gegensatz dazu gibt es Fremdbilder, die Sinti und Roma in eine bestimmte romantische Richtung idealsieren. Es gibt hierbei aber Unterschiede zum Philosemitismus. Gegenüber Sinti und Roma wird eine ihnen angedichtete ungebundene Lebensweise und Freiheit "bewundert" - dabei wohnen sie wie die anderen Staatsbürger natürlich in Wohnungen, Musikkünste stellt man als allen  "angeboren" statt hart erarbeitet oder Begabungen einzelner heraus, es werden "rassige" Frauen erdichtet, die laszive Tänze vorführen. In Wirklichkeit sind diese "philoziganistischen" Bilder ebenfalls problematisch, da sie auch nicht der Wahrheit und persönlicher Kenntnis entsprechen, und auch Vorurteile und falsche Bilder, auch falschen "Neid" oder Abwehreaktionen von spießigen Kleinbürgern hervorrufen, die sich dann meist nur auf ein Klischee stützen, das der Wirklichkeit nicht stand hält. Diese erfundenen und dennoch vielfach tradierten Bilder sind problematisch und schaden, auch wenn sie angenehmer daherkommen als unverhohlene Ablehnung. 

 

Romani Rose hat dies anschaulich folgendermaßen zusammengefasst: 

 

"Sinti und Roma leben in Deutschland als Angestellte oder Arbeiter, sie sind Akademiker oder auch Künstler. Einige leben im Sommer im Wohnwagen - das tun viele andere Deutsche auch. Sie leben damit in einer Normalität. Aber das Bild, das die Gesellschaft hat, besteht darin, dass diese Minderheit romantisiert wird, dass sie als unheimlich dargestellt wird. Und es besteht vor allem darin, dass man diese Minderheit mittels der Darstellung ausgrenzt." (taz, 23.10.2010)

Empfohlen zu diesem Thema:

Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg: Baustein "Zwischen Romantisierung und Rassismus. Sinti und Roma 600 Jahre in Deutschland, Stuttgart 1998: hier klicken!

 

Insbesondere sei hingewiesen auf den darin enthaltenen Text von Michail Krausnick "Null problemo", S. 4 bis 7!

Text bislang: Manuel Werner, Stand: 16. Juni 2013