Die automatische Bilderfolge oben zeigt die unterschiedlichen Erinnerungsorte auf dem Alten Friedhof am Neckar, Nürtingen, vom imposanten Gefallenengedenkmal bis zu den bis September 2014
kaum zu findenden und als solchen bis dahin nicht markierten so genannten "Russengräbern". Eventuell müssen Sie erst "Adobe Flash" aktivieren. Falls die Bilderfolge nicht funktioniert, gibt es
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Seit 1926(1) wird in Nürtingen am 2. Fastensonntag (Sonntag "Reminiscere") der christlichen Passionszeit ein "Volkstrauertag" bzw. von 1934 bis 1945 so genannter "Heldengedenktag" begangen. "Reminiscere" (hier: "Denk") stammt aus Psalm 25, in dem es unter anderem heißt: "Denk an dein Erbarmen, Herr, und an die Taten deiner Huld; denn sie bestehen seit Ewigkeit. Denk nicht an meine Jugendsünden und meine Frevel! In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig..."(2)
Ab der Setzung des Denkmals für die Toten der "Heimatvertriebenen" werden auch Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus Schlesien, Böhmen, Mähren, Bessarabien, etc. in das Gedenken und Trauern miteinbezogen. Diese Flüchtlinge und Heimatvertriebenen waren zumeist im Zuge des Vordringens der Roten Armee 1945, getrieben von befürchteten oder tatsächlichen Racheaktionen auch der zuvor versklavten und als "Untermenschen" behandelten slawischen Bevölkerung, später auch wegen Ausweisung, schließlich nach Nürtingen gekommen.
Der aus Nürtingen "Heimatvertriebenen" wurde nicht gedacht. Bis jetzt gibt es in Nürtingen auch kein Gedenkobjekt für die NS-Opfer Nürtingens. Ein vom früheren Stadtgärtner August Bühler Ende der 90er-Jahre an die Stadt herangetragener Impuls zu einer Gedenkmöglichkeit für Josef Herrmann und Anna Frank wurde nicht aufgegriffen.
Bis zum September 2014 waren die so genannten "Russengräber" von Unkundigen kaum zu finden, ja gar nicht als solche zu erkennen. Die vermutlich fünf Gräber waren auch nicht beschriftet oder mit einer erklärenden Tafel versehen.(3) Zudem gab es wesentlich mehr Todesopfer unter den Nürtinger Sklavenarbeitern, als diese Gräber suggerieren.
Derzeit wird mit großem Engagement des Schwäbischen Heimatbunds - wie Sigrid Emmert uns mitteilte - für die "Russengräber" ein Konzept mit zwei Vorschlägen umgesetzt:
a) aus ihnen normale Gräber zu machen, würdige bürgerliche Gräber, mit allen hierfür nötigen Angaben
b) wieder einzelne Grabhügel zu formen, mit den Zwergkoniferen darauf, und an jedes Grab zusätzlich die Namen anzubringen.
Außerdem ist an eine erklärende Tafel innerhalb eines Konzepts, das auch andere Bereiche des Alten Friedhofes mit erläuternden Tafeln versehen möchte, gedacht.
Im September 2014 wurde mit großem Engagement des Schwäbischen Heimatbunds - wie Sigrid Emmert uns mitteilte und am Tag des Denkmals zum Ausdruck kam - begonnen, für die "Russengräber" ein Konzept mit zwei Vorschlägen umzusetzen:
a) aus ihnen normale Gräber zu machen, würdige bürgerliche Gräber, mit allen hierfür nötigen Angaben
b) wieder einzelne Grabhügel zu formen, mit den Zwergkoniferen darauf, und an jedes Grab zusätzlich die Namen anzubringen.
c) Provisorisch wurden Gräber zum Tag des Denkmals 2014 mit Namen versehen.
d) Stand April 2016 sind feste Inschriften installiert.
Außerdem ist an eine erklärende Tafel innerhalb eines Konzepts, das auch andere Bereiche des Alten Friedhofes mit erläuternden Tafeln versehen möchte, gedacht.
Es ist vollbracht! - Fotos: Anne Schaude, April 2016
Mehr Informationen über diese Gräber sind auf der Unterseite "Zwangsarbeiter" und auf der Unterseite "In fremder Erde" zu finden.
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Die Idee mit der vergleichenden Bildzusammenstellung und der Bilderschau hatte Jakob Fuchs nach einer thematischen Radtour der Nürtinger Gedenkinitiative.
Text: Manuel Werner, Stand 20. September 2014
(1) Vgl. Reinhard Tietzen (Hrsg.): Nürtingen 1918-1950. Nürtingen/Frickenhausen: Sindlinger-Burchartz 2011, S. 225f. Im Verlauf des "Dritten Reichs" wurde der Heldengedenktag auf den 16. März gelegt, dem Tag, an dem die allgemeine Wehrpflicht im Jahr 1935 wieder eingeführt worden war.
(2) zitiert nach der Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift, Stuttgart 1980
(3) Gräberanzahl laut Auskunft von Reinhard Tietzen vom 23. Oktober 2013. Man kann hierzu also nicht unbedingt die Anzahl der dort gepflanzten Koniferen als absolut sicheren Ausgangspunkt nehmen.
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